Auf der Equitana 2017 sah ich viele liegende Pferde.
Pferde, die sich mit Reiter hinlegen und wieder aufstehen mussten. Pferde, die im Messering lagen und mit Plastikplanen zu- und wieder aufgedeckt wurden. Pferde, die bei der Abendshow in Reih und Glied lagen und von einem anderen Pferd wie massive lebendige Cavaletti übersprungen wurden. Das „Springpferd“ ging unklar. Ich verstand schnell weshalb. Nach dem Springen musste es sich hinlegen und eins der anderen Pferde (sagen wir Gewichtsklasse 500 kg plus) stellte sich auf dessen Kruppe und grüßte „spanisch“ das johlende Publikum. Grundsätzlich: Es ist schön, wenn ein Pferd sich trotz Messetrubel (entspannt) hinlegt. Grausam ist, wenn es trotz Messetrubel zum Hinlegen gezwungen wird. Der Unterschied mag klein scheinen, doch für das Pferd ist er gewaltig: Die meisten Pferde flüchten bei Gefahr (manche kämpfen, manche erstarren auch). Entweder sie vertrauen ihrem Trainer so und konnten sich so lange an die Messekulisse gewöhnen, dass sie die bekannte und positiv verknüpfte Lektion „Ablegen“ auch im Ring zeigen. Ethisch für mich ok. Im zweiten Fall haben die Tiere aber mehr Angst vor den Konsequenzen, wenn sie sich nicht hinlegen als vor dem Messerummel. Wenn ein Pferd dann noch zu Showzwecken ein anderes Pferd oder einen auf ihm herumspringenden Hund ertragen muss während es sich in der völlig hilflosen Liegeposition befindet, ist das meines Erachtens nicht beklatschenswert, sondern tierschutzrelevant. Auf der Equitana 2017 sah ich viele gestresste Pferde. Verständlich, eine Messe stresst uns Menschen ja auch. Manche dieser Pferde waren aber nicht durch den Messerummel zu Nervenbündeln geworden, sondern durch den Drill der Trainer. Die Vorführung eines Stars der Abendshow erinnerte an Raubtierdressur: In die Luft beißende und mit den Augen rollende Hengste, die sich wie Marionetten von einem mit langen Peitschen bewaffneten, auf einem Pferd sitzenden Dresseur bedienen ließen und sehr hektisch-krampfige Pirouetten und Einerwechsel zeigten. Das Publikum schien restlos begeistert (bzw. nur die Begeisterten hört man klatschen, die Skeptiker sind ja normalerweise stumm). Wenn ich mich dann laut frage, was wir Pferden zu Showzwecken zumuten dürfen, kommen meist dieselben Argumente, die meine Bedenken im Keim ersticken sollen: 1. „Sowas muss man erst mal selbst machen bevor man es kritisiert!“ Das sehe ich anders. Ich sehe keinen Sinn darin, Pferde auf Pferde steigen zu lassen oder Lektionen in „Freiheitsdressur“ zu erarbeiten, die mit Freiheit so wenig zu tun hat wie ein Spaziergang auf dem Gefängnishof. Diesen Missbrauch am Pferd möchte ich überhaupt nicht nachmachen. 2. „Im Dressursport/in Amerika/bei anderen Trainern ist es noch viel schlimmer.“ Das mag sein. Es mag auch viel schlimmer für ein Kind sein, wenn es mit dem Gürtel verdroschen wird statt nur „per Hand“. Deshalb würde ich aber nie auf die Idee kommen, dass es ok ist, ein Kind mit der Hand zu schlagen. 3. „Wenn das Pferd nicht mitmachen wollte, würde es das gar nicht tun.“ Leider doch. Es gibt sehr berühmte und beliebte Freiheitsdressurstars, die Helfer in die Ecken der Halle stellen und das Pferd mit Schlägen strafen, wenn es vom „Dompteur“ weggeht. Man kann scheinbar harmonische Dinge wie das „freiwillige Folgen“ des Pferdes mit viel Druck und Schmerz erarbeiten. Legt ein Pferd bei der „Freiheitsdressur“ dauerhaft die Ohren an, beißt es vielleicht sogar in die Luft, hat es Schaum vorm Maul oder schwitzt es stark am ganzen Körper, ist Angst im Spiel und keine Freiwilligkeit. Auch beim Ablegen knickt das stolzeste Pferd irgendwann ein, wenn seine Beine schmerzhaft „touchiert“ oder ihm der Kopf herumgezogen wird. Versteht mich nicht falsch, ich verteufele grundsätzlich nichts: Viele Trainer legen großen Wert darauf, dass ihre Pferde freudig mitarbeiten. Sie trainieren fair, kleinschrittig und positiv. Zu guter Letzt: Ich habe auf der Equitana 2017 auch schön gerittene und wunderbar gearbeitete Pferde gesehen. Es gibt tolle Trainer, die meist durch unspektakuläre Arbeit mit zufriedenen, freudigen Pferden auffallen. Ich wünsche mir, dass deren Arbeit in Zukunft beklatscht wird und immer seltener mit gestressten und gebrochenen Pferden Geld verdient wird.
15 Kommentare
![]() Exterieuranalyse ist spannend - schon hier finden sich zahlreiche Hinweise auf das, was ein Pferd bisher erlebt hat und wie sein Training aussieht. Manche Pferde haben an einer charakteristischen Stelle ein Loch im Hals, besonders häufig auf der linken Seite. Dabei handelt es sich um einen Riss der Pars clavicularis des M.brachiocephalicus (Kopf-Arm-Muskel). Der Kopf-Arm-Muskel besteht aus zwei Teilen, einem Hals- und einem Armteil. Diese Teile sind durch einen Sehnenspiegel, die Pars clavicularis, voneinander getrennt – das ist das Rudiment des Schlüsselbeins, das Pferde ja nicht besitzen. Wird der Muskel überlastet, reißt er an dieser „Schwachstelle“ ein. Wie kann es zur Überlastung des Kopf-Arm-Muskels kommen? Dieser Muskel zieht vom Schädel (Warzenfortsatz des Schläfenbeins) zur Leiste des Oberarmknochens und beugt eigentlich Hals und Kopf, einseitig angespannt zieht er Hals und Kopf zur Seite. Wenn man das Pferd allerdings absolut aufrichtet und mit der Hand feststellt, ändert sich seine Funktion: Da Hals und Kopf in einer Haltung bleiben müssen, streckt der M. brachiocephalicus über das Schultergelenk den Oberarm: Das Pferd streckt das Vorderbein in der Bewegung spektakulär nach vorn - es „strampelt“. Diesen „Lanzenstich“ am Hals zeigen viele Pferde, die in jungen Alter absolut aufgerichtet Verstärkungen zeigen mussten, Auktionspferde zum Beispiel. Anmerkung: Die "Löcher" können auch traumatisch bedingt sein. Nicht immer ist das Training schuld! Weitere interessante Informationen zur Exterieuranalyse findet ihr in Barbara Welter-Böllers Buch "Gutes Training schützt das Pferd". „Bist du eigentlich bescheuert?“
Ich bin 12 Jahre alt. Neben mir steht mein neues Mountainbike, der Lenker ist etwas verbogen, der Lack verkratzt. Meine Hose ist am Oberschenkel gerissen und ich hab kleine fiese Kieselsteinchen unter der Haut. Es tut verdammt weh, wenn man bei einer steilen Abfahrt ungewollten Bodenkontakt hat. Ich habe mein Rad so gut es geht nach Hause geschoben. Jeder Knochen vermeldet "Schmerz". Und alles, was mein Vater sagt, ist: „Bist du eigentlich bescheuert?“ Na toll. „Bist du eigentlich bescheuert?“ Ich bin 29 Jahre alt (ist also eine Weile her, keine Sorge). Neben mir steht mein Pferd. Das rechte Vorderbein ist dick, am Röhrbein ist die Haut verletzt. Hariel hat versucht, das Paneltor des Laufstalls mit dem Vorderbein zu öffnen (klasse Idee!), wurde offensichtlich von einem anderen Pferd währenddessen verjagt und ist irgendwie hängen geblieben. Durch meinen Kopf jagen Gedanken: Achje, armes Pferd! Hoffentlich ist die Verletzung nur oberflächlich. Aber auch: Mist, das bedeutet Trainingspause! Wir haben aber auch Pech diesen Winter! Scheiße, der Tierarzt wird wieder teuer! Ich SAGE aber erst mal: „Bist du eigentlich bescheuert?“ Ich telefoniere mit einer guten Freundin, Pferdefrau, Kummer gewöhnt. Sie sagt: „Kümmere dich um sie, schimpf nicht!“ Und zack fällt mir die Situation nach meinem Fahrradsturz ein. Mein Vater hat seinen Satz sicher nicht böse gemeint. Er hat mitgelitten, sich vielleicht Vorwürfe gemacht, dass er nicht auf mich aufpassen konnte und das war seine gewöhnungsbedürftige Art, mir das mitzuteilen. MIR hat er damit aber nicht geholfen. Ich fühlte mich nicht nur mies, sondern auch noch abgelehnt. (Fans der Küchenpsychologie: Nee, ich hatte eigentlich eine grandiose Kindheit :-P) Ich weiß, dass ich mit meiner Erstreaktion auf eine Blessur am Vierbeiner nicht allein bin. Ich kenne einige andere Pferdebesitzer, die sehr genervt auf Wehwehchen ihrer Pferde reagieren. Pferde spüren aber, mit welcher Intention wir sie ansehen, versorgen und pflegen. Es wäre deutlich fairer, wenn wir ihnen einfach liebevolle Fürsorge bieten statt über ihre „Dämlichkeit“ den Kopf zu schütteln. Ich weiß, dass das schwer ist. Ich leide sehr mit, wenn meine Pferde etwas haben und denke immer zuerst an das Schlimmste. Ich will sie schützen, will, dass sie vorsichtig sind und aufpassen, dass ihnen nichts passiert. Geht aber nicht immer, es sei denn man packt sein Pferd 24 Stunden am Tag in einer Einzelbox in Watte und riskiert lieber psychische Probleme als den einen oder anderen Kratzer... Die Verletzung meiner Stute war übrigens oberflächlich, verheilte fix und machte ihr keine nachhaltigen Probleme. Sie war sogar für etwas gut: Ich reflektiere meinen Umgang mit diesen Situationen besser und versuche, ein noch einfühlsamerer Pferdebesitzer zu sein. Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen. Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter. Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal. (Aus dem Talmud) ![]() Schritt ist gelenkschonend. Immer sind mindestens zwei Beine am Boden, es gibt keine Schwebephase, das Tempo ist ruhig und die Fesselgelenke der aufgefußten Beine sind nur wenig durchtrittig. Außerdem ist Schritt eine Gangart, in der sich das Pferd wenig anstrengen muss und mental entspannen kann. Schritt ist aber unter Umständen Gift für den Pferderücken, wenn nicht ergänzend im Trab trainiert wird. Der Grund: Im Schritt wird der wichtigste Rumpfträger, der M. serratus ventralis, der den Pferderumpf zwischen den Schulterblättern aufhängt, kaum trainiert. Erst im Trab oder später im Galopp muss er so richtig aktiv werden. Ohne einen gut trainierten Rumpfträger sinkt der Rumpf zwischen den Schulterblättern ab. Ist der M. serratus ventralis in einem guten Trainingszustand, „wächst“ das Pferd dagegen bis zu mehrere Zentimeter. Es kann also sein, dass ein junges Pferd, welches vermehrt getrabt und später galoppiert wird, „wächst“, obwohl das Wachstum der großen Röhrenknochen der Gliedmaßen eigentlich mit ca. drei Jahren abgeschlossen ist (andere Knochen, etwa die der Lendenwirbelsäule, brauchen deutlich länger, was mit dem Höhenwachstum aber wenig zu tun!). Seitengänge im Schritt Es gibt Reitstile und Ausbildungsphilosophien, bei denen die Pferde für eine lange Zeit ausschließlich im Schritt, häufig in verschiedenen Seitengängen in Aufrichtung, geritten werden. Diese Art von Arbeit trainiert die Koordinationsfähigkeit der Pferde und die zur Versammlung benötigte Muskulatur. Aber Pferde sind zunächst von Natur aus nicht zum Seitwärtsgehen gemacht: In den Gelenken der Vorder- und Hinterbeine gibt es nur jeweils ein Kugelgelenk mit drei Bewegungsfreiheiten – die Schulter- und Hüftgelenke. Alle darunterliegenden Gelenke sind Scharniergelenke, in ihnen kann nur Beugung und Streckung stattfinden. In den Seitengängen entsteht seitlicher Stress auf den Gelenkkapseln, den seitlich schienenden Gelenkbändern sowie auf den Sehnen und den Fesselträgern. In einem Seitengang werden die Unterstützungsäste des Fesselträgers nicht gemeinsam, sondern einzeln belastet. Man sollte die Seitengänge deshalb nicht übertrieben oft verlangen und vor allem durch eine gute Rumpf- und Rotationsstabilität in den Kugelgelenken vorbereiten. Außerdem fehlt, wenn man den Fokus zu stark aufs Seitwärtsgehen im Schritt legt, das Ausdauertraining oder Training der Rumpftragemuskulatur. Dann wird Schrittarbeit leider auch verschleißend: Oft neigen häufig so gearbeitet Pferde zu einem Senkrücken, da der Rumpf zwischen den Schulterblättern einsinkt. Oder sie tendieren zur Rückständigkeit, weil sie durch den in Aufrichtung fixierten Kopf viel Stemmarbeit leisten müssen, wodurch der breite Rückenmuskel (M. latissimus dorsi) hyperton wird. Dieser setzt von der Rücken-Lenden-Binde kommend am Oberarmknochen an. Da die Schubkraft der auf diese Art im Schritt gearbeiteten Pferde wenig ausgebildet wird, wird der M. biceps femoris (Hosenmuskulatur) zu stark. Dieser Muskel umfasst das Knie und zieht mit dem sehnigen Tractus calcaneus zum Sprunggelenk. Ist er verspannt, zieht er es in einen steileren Winkel, was sich ungünstig auf den Sprunggelenkswinkel auswirkt. Das Sprunggelenk wird steiler und die Spatgefahr steigt. Ein Pferd, das im Schritt alle Seitengänge beherrscht, muss also leider noch lange keinen tragfähigen Rücken haben. ![]() Fußen unter den Schwerpunkt, aufgewölbter Rücken, korrekte Biegung– Reiter denken in Standbildern. Zu diesem Schluss kamen Barbara Welter-Böller und ich bei einem Gespräch über unser im Herbst erscheinendes Buch. Glauben Sie nicht? Dann lassen Sie sich beim Reiten fotografieren: Wetten, dass Sie sehr viele Fotos aussortieren, weil der Fotograf die „falsche Phase“ erwischt hat? Der Galopp, der sich so „bergauf“ angefühlt hat, sieht scheußlich aus, wenn die vordere Einbeinstütze fotografiert wurde. Durchtrittiges Fesselgelenk, nach hinten sitzender Reiter, "gurkig" guckendes Pferd. Nicht schön. Untauglich für Facebook, weg damit. In Biegung muss doch immer das innere Hinterbein unter den Schwerpunkt fußen. Auf einem Foto ist es aber gerade in der Stützbeinphase und das innere Becken kommt nach oben statt nach unten. Da hilft nur: Aussortieren! Es ist natürlich, dass wir die in unseren Augen nicht harmonischen Phasen aussortieren. Wir versuchen, Zeichnungen und Fotos unserer Vorbilder nachzueifern. Mit einem Klick löschen wir ein Foto und blenden einen Teil der Wahrheit aus. Wir kreieren Standbilder. Gern werden diese von einigen Trainern dann mit Pfeilen, Linien und Kringeln versehen, die das Auge schulen sollen: Soooo muss das aussehen! Das Becken tut dies, der Hals tut das, das Hinterbein jenes. Dabei vergessen wir, dass Reiten etwas Dynamisches ist. Ein Rücken, der nach oben schwingt, muss auch wieder (etwas) nach unten schwingen. Ein Hinterbein, das etwa im Schritt weit unter den Schwerpunkt fußt, bedingt immer ein gegenüberliegendes Bein, das gerade (nach hinten heraus, oh Schreck!) schiebt. Ein Hüfthöcker, der sich in der Hangbeinphase in Biegung innen absenkt, wird sich in der Stützbeinphase wieder heben. Alles ist relativ und alles ändert sich in der nächsten Bewegungsphase. Diese Dynamik müssen wir zulassen, denn sie ist es, was Reiten ausmacht. Auch der schönste „Bergaufgalopp“, den Seunig, von Neindorff oder Podhajsky je geritten sind, hatte eine vordere Einbeinstütze. ![]() Jahrzehntelanges Training bei einer Koryphäe, fundierte anatomische Kenntnisse (Muskeln mit Ansatz und Ursprung nennen können nachts um eins mit 40 Grad Fieber) und Ausbildungserfahrung bis zur höchsten Versammlung am durchhängenden Zügel – nur, wer diese Kriterien erfüllt, darf Pferde reiten. Oder gar besitzen. Quatsch. Jetzt atmen wir alle mal tief durch und denken an unsere allerersten Schulpferde. Damals Meins hieß Otto, war ein sehr kleiner Trakehner (1,56 m Stockmaß) und in seiner Jungend bis L-Dressur ausgebildet. 6/7 der Woche trug er Kinder und Jugendliche auf seinem Rücken – vom Anfänger bis zum A-Dressur-Niveau und mindestens drei Mal pro Woche ging er ins Gelände. Otto war 19, als ich mit dem Reiten begann und schaffte es an manchen Tagen binnen Sekunden, einen Anfänger auf den Boden der Tatsachen zu bocken. Auf ihm erlebte ich meine ersten Longenstunden, meine ersten geführten Ausritte, meine ersten Reiterwettbewerbe und meine erste E-Dressur. Bei einem Reiterwettbewerb belegte ich den vierten Platz, obwohl ich nicht ein einziges Kommando umsetzte. Der Richter hatte Mitleid mit mir, denn Otto, damals Ü20, schoss während der gesamten Prüfung ausdauernd bockend durchs Viereck, zum Glück ohne die anderen Pferde zu rammen. Ich flog zweimal auf den Hals, hangelte mich aber immer wieder in den Sattel zurück. Nee, ich finde das im Rückblick gar nicht gut und ich schließe osteopathische Probleme auf keinen Fall aus. Aber: Als ich das mit dem Reiten allmählich begriffen hatte, wurde er gnädiger. Otto wurde übrigens 33 (oder waren´s 34?) Jahre alt. Heute Jetzt, 20 Jahre später und durchaus gebildeter, gäbe es da Dinge, die ich selbstverständlich kritisch sehen würde. Ob damals der Sattler regelmäßig kam? Ob die Boxenhaltung (immerhin mit Koppelgang!) wirklich artgerecht war? Ob der Zahnarzt überhaupt jemals gerufen wurde? Ob Pferde täglich geritten werden sollten? Ich beantworte aus heutiger Sicht all das mit „Nein.“ Aber: Warum wurde Otto trotzdem ziemlich gesund sehr alt? Da gibt es einige Punkte, die einfach richtig gut waren:
Was sagt uns das? Wer sein Pferd abwechslungsreich fördern will, kann das auch im Basisbereich so tun, dass er und sein Pferd glücklich und gesund bleiben. Dafür sind ein zügelunabhängiger Sitz, ein passender Sattel, Pferdeverstand und etwas Abwechslung im Training (Platz, Gelände, Longieren, Bodenarbeit, Spazieren gehen,…) und ein grundsätzlich entspanntes und gesundes Pferd eigentlich ausreichend. Niemand muss ein schlechtes Gewissen haben, wenn er sein Pferd nicht piaffieren, Schulterherein reiten oder mit ihm fliegende Wechsel erarbeiten kann. Im Gegenteil: Das KANN man tun, aber bitte nur, wenn man weiß, wie. Wer sich auf der Grundlage von Versuch und Irrtum an hohe Lektionen wagt, macht sehr viel wahrscheinlicher „etwas kaputt“ als Gutes zu erreichen. Ich hoffe für viele Reiter und Pferde, dass die Basisarbeit einen zunehmend besseren Ruf bekommt. Bevor man mich falsch versteht: Gute Basisausbildung geht allerdings nicht leicht, nicht schnell und nicht nebenbei. Auch und gerade an der Basis brauchen wir eine fundierte Ausbildung! |
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Februar 2019
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