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Der Schritt – die schonendste Gangart?

3/10/2017

4 Kommentare

 
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Schritt ist gelenkschonend. Immer sind mindestens zwei Beine am Boden, es gibt keine Schwebephase, das Tempo ist ruhig und die Fesselgelenke der aufgefußten Beine sind nur wenig durchtrittig. Außerdem ist Schritt eine Gangart, in der sich das Pferd wenig anstrengen muss und mental entspannen kann.
Schritt ist aber unter Umständen Gift für den Pferderücken, wenn nicht ergänzend im Trab trainiert wird. Der Grund: Im Schritt wird der wichtigste Rumpfträger, der M. serratus ventralis, der den Pferderumpf zwischen den Schulterblättern aufhängt, kaum trainiert. Erst im Trab oder später im Galopp muss er so richtig aktiv werden. Ohne einen gut trainierten Rumpfträger sinkt der Rumpf zwischen den Schulterblättern ab. Ist der M. serratus ventralis in einem guten Trainingszustand, „wächst“ das Pferd dagegen bis zu mehrere Zentimeter. Es kann also sein, dass ein junges Pferd, welches vermehrt getrabt und später galoppiert wird, „wächst“, obwohl das Wachstum der großen Röhrenknochen der Gliedmaßen eigentlich mit ca. drei Jahren abgeschlossen ist (andere Knochen, etwa die der Lendenwirbelsäule, brauchen deutlich länger, was mit dem Höhenwachstum aber wenig zu tun!).

Seitengänge im Schritt

Es gibt Reitstile und Ausbildungsphilosophien, bei denen die Pferde für eine lange Zeit ausschließlich im Schritt, häufig in verschiedenen Seitengängen in Aufrichtung, geritten werden. Diese Art von Arbeit trainiert die Koordinationsfähigkeit der Pferde und die zur Versammlung benötigte Muskulatur. Aber Pferde sind zunächst von Natur aus nicht zum Seitwärtsgehen gemacht: In den Gelenken der Vorder- und Hinterbeine gibt es nur jeweils ein Kugelgelenk mit drei Bewegungsfreiheiten – die Schulter- und Hüftgelenke. Alle darunterliegenden Gelenke sind Scharniergelenke, in ihnen kann nur Beugung und Streckung stattfinden. In den Seitengängen entsteht seitlicher Stress auf den Gelenkkapseln, den seitlich schienenden Gelenkbändern sowie auf den Sehnen und den Fesselträgern. In einem Seitengang werden die Unterstützungsäste des Fesselträgers nicht gemeinsam, sondern einzeln belastet.
Man sollte die Seitengänge deshalb nicht übertrieben oft verlangen und vor allem durch eine gute Rumpf- und Rotationsstabilität in den Kugelgelenken vorbereiten.
Außerdem fehlt, wenn man den Fokus zu stark aufs Seitwärtsgehen im Schritt legt, das Ausdauertraining oder Training der Rumpftragemuskulatur. Dann wird Schrittarbeit leider auch verschleißend: Oft neigen häufig so gearbeitet Pferde zu einem Senkrücken, da der Rumpf zwischen den Schulterblättern einsinkt. Oder sie tendieren zur Rückständigkeit, weil sie durch den in Aufrichtung fixierten Kopf viel Stemmarbeit leisten müssen, wodurch der breite Rückenmuskel (M. latissimus dorsi) hyperton wird. Dieser setzt von der Rücken-Lenden-Binde kommend am Oberarmknochen an. Da die Schubkraft der auf diese Art im Schritt gearbeiteten Pferde wenig ausgebildet wird, wird der M. biceps femoris (Hosenmuskulatur) zu stark. Dieser Muskel umfasst das Knie und zieht mit dem sehnigen Tractus calcaneus zum Sprunggelenk. Ist er verspannt, zieht er es in einen steileren Winkel, was sich ungünstig auf den Sprunggelenkswinkel auswirkt. Das Sprunggelenk wird steiler und die Spatgefahr steigt.
Ein Pferd, das im Schritt alle Seitengänge beherrscht, muss also leider noch lange keinen tragfähigen Rücken haben.
 
 


4 Kommentare
Lea link
4/12/2018 05:09:38 am

Sehr interessanter und informativer Beitrag!

Antwort
Anja Rut link
12/19/2018 10:58:39 am

Danke für den informativen Beitrag! Gibt es Fachliteratur, die die Bedeutung von Trab und Galopp für das Training des M. serratus ventralis beschreibt? Ich habe im Rahmen meiner Physio-Trainer-Ausbildung eine Facharbeit zum Thema "Der Rückengänger im Tölt" geschrieben. Hier hatte ich diesen Zusammenhang vermutet - auch der Tölt besitzt keine Sprungphase und ist ein Viertakt wie der Schritt. Grade bei Naturtöltern beobachtet man die Trageerschöpfung häufig.

Antwort
taunusreiter link
4/8/2019 10:39:24 pm

Danke für die Erläuterung; ich sehe das seit langem genauso. Auch Pferde die man (noch) viel im Schritt reiten muss - und ich rede vom Reiten mit aktivem Becken und Schenkeln, nicht "herumlaufenlassen" - müssen mindestens alle 45m vom Reitergewicht entlastet werden. So lehrte man uns das um 1975/1980 herum auch noch (auf Isländern). Schritt ist gut um dem Pferd Takt und Losgelassenheit zu lehren, und einige Pferde brauchen sehr viel davon. Aber die eigentliche Gymnastizierung beginnt im Trab...

Antwort
taunusreiter link
4/8/2019 11:52:46 pm

45m= Minuten, nicht Meter...

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