PFERDEOSTEOPATHIE UND KLASSISCHES REITEN
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In sechs Schritten zur perfekten...Vergessen Sie´s!

2/26/2017

1 Kommentar

 
In neunzig Sekunden Faszienverklebungen lösen, physiotherapeutische Griffe zum Nachmachen und in sechs Schritten zur perfekten Piaffe: Internet und Pferdemagazine sind voll von scheinbar bequemen Lösungen für tägliche Zipperlein unserer Rösser.

Zwickt das Pferd beim Satteln (obwohl der Maßsattel 3000 € gekostet hat!), spielt es im Gelände wilde Sau oder prescht es gern mit hoch erhobenem Kopf in Schräglage durchs Dressurviereck - keine Angst, Hilfe naht. Probieren Sie doch einfach mal die Pferdephysiogriffe to go, machen Sie mal "Faszientraining" mit Ihrem Ponackel oder trainieren Sie endlich mal die Piaffe, die löst doch so schön und macht Muckis - wie´s geht, erklärt Ihnen eine Bilderstrecke, ein Youtubevideo oder ein herzerfrischender Blogbeitrag. Kann ja nicht so schwer sein, die anderen können es ja auch. Ein bisschen wie in den bunten Magazinen, die jedes Frühjahr tausenden Frauen eine Bikinfigur garantieren - "Probieren Sie einfach unsere Kohlsuppendiät/unser 10-Minuten-Workout/unser Mentaltraining".   Wer verkauft, hat recht. (Offenbar).

Wenn frau gern eine Kohlsuppendiät durchziehen oder täglich drei Hock-Streck-Sprünge machen möchte - bitte sehr. Experimentieren mit dem eigenen Körper muss erlaubt sein. Aber mit dem des Pferdes, das oft zu gut erzogen ist, um uns entsprechendes Feedback zu geben...?

Wenn plötzlich Leute, die das Wort "Faszie" erstmal googeln müssen, rädchensporenähnliche Geräte kaufen und damit ihrem Pferd in der Sattellage herumfuhrwerken, weil das grad in ist, ist das - harmlos formuliert - nicht ok. Pferdeosteopathin Barbara Welter-Böller formuliert es in ihrem Buch "Faszientherapie und Faszientraining" sehr treffend:

"In der Humanphysiotherapie gibt es ein Lager von Therapeuten, für die eine erfolgreiche Anwendung schmerzhaft sein darf (...). Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Patient dies als notwendig einsieht und akzeptiert. Wenn der Patient diesen Schmerz aber als unangenehm oder sogar gefährlich empfindet, ist dieser durch die Behandlung ausgelöste Schmerz kontraproduktiv.
Ich kann dem Pferd nicht erklären, dass ich jetzt eine schmerzhafte Counterirritation durchführe. Es empfindet Schmerz."


Nun setzt Schmerz Stresshormone frei. Und die sorgen dafür, dass Faszien verspannen. Kontraproduktiv bis schädlich also. Wenn Sie sicher sind, Schmerzen bei einem Pferd zweifelsfrei immer erkennen zu können, lesen Sie bitte diesen Artikel.

Ähnlich ist es mit den physiotherapeutischen Griffen zum Nachmachen: Das können Sie gern tun, wenn ein ausgebildeter Physiotherapeut Ihnen für Ihr spezielles Pferd in seiner momentanen Verfassung sinnvolle Griffe zeigt und Sie beim Üben kurz anleitet. Wenn jemand "allgemeingültige Griffe", die jedem Pferd auf jeden Fall helfen, sei der Hobbytherapeut nun geschult oder nicht, bewirbt - lassen Sie es lieber oder fragen Sie einen Fachmann, ob dieser spezielle Griff für Ihr Pferd nicht doch sinnlos oder gar schädlich ist. Vielleicht hat es ein akutes Problem, das noch nicht diagnostiziert wurde. Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Muskelfaserriss im Oberschenkel und ein wohlmeinender Laie beginnt, an Ihrem Quadrizeps herumzumassieren. Autsch.

Es muss nicht immer die Schnellanleitung für den Hobbytherapeuten sein. Auch mit reiterlichen Fernzielen wird in Magazinen oder Webauftritten um Verkaufs- oder Klickzahlen gebuhlt, etwa mit der netten Überschrift "In sechs Schritten zur Piaffe". In diesem Artikel (vor ein paar Jahren in einem Magazin publiziert)  wird in einer Bildserie mit knappen Sätzen erklärt, wie man das Pferd vom Boden anpiaffiert und das dann in den Sattel überträgt. Da fragt man sich doch ernsthaft, warum Seunig, Steinbrecht und Co. so viele Worte zur Grundausbildung vergeudet haben und wieso der Reitlehrer einen immer nur das Aussitzen üben lässt... Spaß beiseite: Ich bekomme Magenschmerzen, wenn ich so etwas lese und mir dann vorstelle, dass ein unbedarfter Reiter einfach Schritt 1 befolgt und sich wundert, dass das Pferd zunehmend panisch (wahlweise stumpf) auf die Gerte reagiert oder gar begnnt, nach ihm zu treten. Und ein erfahrener, gut ausgebildeter Reiter wird so einen Artikel nicht ernst nehmen...

Fazit

Kein Laie würde sich nach einem Youtubevideo zutrauen eine Operation am offenen Herzen vorzunehmen oder ein Hochhaus zu konstruieren. Aber das eigene Pferd zu therapieren - das kann ja nicht so schwer sein...? Doch. Kann es.
Es gibt, wenn es um Pferde geht, keine Allheilmittel oder Standardlösungen. Und gute Ausbildung braucht keine "Tipps und Tricks", sondern jahre- und jahrezehntelanges Üben unter fachkundiger Anleitung.







1 Kommentar
Anke Recktenwald link
2/28/2017 05:11:25 am

Ach ja, wie schön hast du das geschrieben.
Ja, man kann schon ganz schön schnell Dinge verändern heutzutage. Ich hab mich an diese "Wunder" schon ziemlich gewöhnt  
Doch man braucht dazu auch jemand, der es kann. Und Können entsteht einfach nur durch Lernen und Erfahren. Und Erfahrungen brauchen nun mal Zeit.
Ich frag mich oft, warum man heute so oft alles einfach können will und wenig Spaß am Lernen, Ausprobiern und "Erfahren" hat. Das ist doch das, was einen beflügelt, dass man lernt, übt und Tadaa, Plötzlich kann man was, das man vorher nicht konnte. Das Glücksgefühl ist sooo schön. Und das kommt doch am Besten, wenn man auch ein bisschen Zeit ins Erfahungen machen investiert hat, zumindest bei mir :-)

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