![]() Die hübsche Stute schließt die Augen, kaut und atmet tief aus. "Eigentlich mag sie keine Therapeuten", sagt der Besitzer. Seh ich, denke ich. "Dafür ist sie aber sehr entspannt", antworte ich lächelnd. "Naja, der letzte hat Faszientherapie gemacht", entgegnet der Besitzer. "Ich mache auch gerade eine Faszientechnik", erkläre ich und verschiebe sanft das Gewebe unter meinen Fingern, die eben eine Restriktion aufgespürt haben. Im Laufe des Gesprächs erfahre ich, dass das Pferd mit Rädchen und anderen Geräten "therapiert" wurde, obwohl es ausgewichen ist, "in die Knie ging" und sich deutlich gewehrt hat. Der Therapeut meinte dazu wohl, sie müsse da durch und lernen "Wo der Hammer hängt." Lieber Kollege, da widerspreche ich Ihnen entschieden! (Faszien-)Therapie muss nicht nur nicht weh tun, sie SOLLTE auch nicht weh tun! In den Faszien gibt es kleine glatte Muskelzellen, die sich bei Stress verspannen. Schmerz ist Stress. Am Ende habe ich nach einer solchen "Zwangstherapie" ein verspannteres Pferd als vorher! Faszien sind ein so sensibles, empfindsames Gewebe, es mit etwas anderem zu behandeln (in dem geschilderten Fall wohl eher zu traktieren!) als meinen fühlenden Fingern käme für mich persönlich nicht in Frage. Liebe Therapeuten und liebe Besitzer. Ein Grundsatz sollte immer gelten, egal welche Technik man anwendet (ich zitiere dazu meine Ausbilderin Barbara Welter-Böller): "Merke: Wenn das Pferd sich gegen eine angewandte Technik wehrt, ist diese Technik nicht einzusetzen! Achtung: Jedes Pferd äußert seine Abneigung durch mehr oder weniger starke Anzeichen: Diese reichen vom Blinzeln mit den Augen, Abwenden des Kopfes zur anderen Seite bis hin zu Beißen und Schlagen. Nehmt schon das Flüstern wahr und nicht erst das Schreien!" (aus: Fazientherapie und Faszientraining, Barbara Welter-Böller und Maximilian Welter)
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April 2020
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